Rohde & Schwarz CMTA 84, die (fast) unendliche Geschichte

Eine Geschichte in fünf Akten

Hier mal ein Reparaturbericht, der wirklich die Redensart „was lange währt, wird endlich gut“ verkörpert. Vor einigen Jahren habe ich einen CMTA 84 aus einer Gitterbox gezerrt. Von dem Gerät wusste ich, dass es defekt war und ich wusste, dass es vorher jahrelang bei einem Elektroniker auf dem Tisch herumstand und er es nicht wieder zum Laufen brachte. „Irgendwas im Netzteil“, das wusste ich, mehr nicht. Außer: „Keine Unterlagen, keine Ahnung“, das gab man mir noch mit auf den Weg.

Nachdem ich ja nun mittlerweile vor dem einen oder anderen R&S Netzteil gesessen habe, dachte ich, das wird schon irgendwie machbar sein (was habe ich mich da geirrt).

Bestandsaufnahme:

Das Gerät ist vollständig (gut! Was nicht da ist, kann nicht repariert werden).

Das Gerät hat alle verfügbaren Optionen verbaut (sehr gut!):

B5 – Automatische Tests,

B6 – Nachbarkanal-Leistungsmesser,

B8 – RF-Millivoltmeter und

B9 Duplex-Synthesizer & Modulation-Meter (ist beim CMTA84 serienmäßig).

Lediglich B12 und 13 fehlen, das sind spezielle Software-Optionen für die C-Netz-Simulation und -Analyse, das kann ich verschmerzen (aber nur gerade so ? ).

Steckt man das Gerät ein, leuchtet die Stand-By LED (gut!).

Schaltet man es ein, geht die LED aus, es klickt kurz im Gerät und die LED geht wieder an. Sonst passiert nichts (nicht gut!).

Dieses Verhalten zeigt, dass das Netzteil einen Fehler detektiert hat und in den Power-Fail-Modus geht. Die Schutzschaltung tut also auf den ersten Blick was sie soll.

Weitere mögliche Fehler im Gerät sind nicht auszumachen, da ohne Strom der CMTA natürlich gar nichts tut.

Das war 2012, jetzt haben wir 2019. Das sollte einen Vorgeschmack geben, auf das Maß an Sturheit, das hier nötig war. Natürlich habe ich nicht konstant fast 7 Jahre an dem Gerät gebaut. Aber über all die Zeit immer dann und wann mal wieder. Die ganze Geschichte findet sich in diesem Basteltagebuch. Hin und wieder habe ich Jahreszahlen eingestreut, um eine Vorstellung zu vermitteln, was wann passiert ist.

Vorbemerkung: Der CMTA

Der CMTA 54/84/94 stellte damals, Anfang der Neunziger, das oberste Segment der Funkmessplatz-Generation von Rohde und Schwarz dar. Die drei Geräte unterscheiden sich in den heute relevanten Funktionen nicht:

CMTA 54: Analoger Funk

CMTA 84: Analoger Funk + C-Netz (und internationale Konkurrenten)

CMTA 94: Analoger Funk + GSM (hier sind die Infos sehr vage, kam wohl recht spät im Produktzyklus)

Die CMTA-Reihe ist der große Bruder zum recht verbreiteten CMT. Rohde und Schwarz hat die Geräte wie folgt unterschieden (Auszug aus einem Datenblatt):

GeneraI-purpose radio tester CMT

Its range of measurement facilities makes the CMT ideal for radio testing in production, simple development tasks and in mobile or stationary service. Applications also include maintenance and fast go/nogo testing for incoming inspection.

High-tech radio tester CMTA

CMTA provides radio measurements of the highest quality. It contains all the facilities required for precision measurements. Its unusual variety of measurement capabilities provides exceptional test depth. This means that the CMTA will mainly be used in development, quality assurance, type approval and acceptance testing.”

Dementsprechend findet man CMTs recht oft (werden auch europalettenweise von der Bundeswehr ausgesondert), CMTAs hingegen sind sehr selten.

Ich habe keine Preisinfos (das ist bei R&S ja traditionell alles schwer zu finden), aber ich gehe davon aus, dass die knapp 10 Kilo mehr Gerät einen stattlichen Aufpreis hatten.

Was kann man mit einem CMTA alles machen? Im Grunde alles. Das ist ein „Funk-Multimeter“.

Kurz zusammengefasst ist es:

  • ein Messender mit weit reichender Eichleitung (Empfindlichkeitsmessung!) und den üblichen Modulationsarten (AM, FM, PM und auch SSB!)
  • ein Leistungsmessgerät 5mW bis 50W
  • ein Modulationsmesser (AM, FM, PM)
  • ein Frequenzzähler
  • ein Audioanalyzer (RMS-Pegel, Klirr, SINAD, Spectrum-Analyzer)
  • ein selektiver Pegelmesser
  • ein Spectrum-Analyzer (sehr rudimentär!)
  • ein Digital-Oszi (sehr rudimentär!)
  • ein DTMF-Geber und Auswerter/Zweiton-Messungen
  • komplett duplex-fähig
  • Anschlüsse für URV-Messköpfe

Alles in einem Gerät.

Da ich ihn im Netz nirgendwo finden konnte, habe ich die Broschüre (oder Datenblatt, Datasheet) eingescannt und ihr könnt es hier als Download finden:

Erster Akt: Das Netzteil

Nachdem klar war, dass die Reparatur mit dem Netzteil anzufangen ist, gilt es auch hier eine Bestandsaufnahme zu machen. Und hier kommt der erste Schreck: Es fehlen Bauteile auf dem Board!

Spätestens jetzt ist ohne Unterlagen nichts mehr zu wollen.

Zum Glück kann ich zumindest für die Netzteilbaugruppe eine Schaltungsbeschreibung mit Schaltplänen auftreiben.  Die augenscheinlich fehlenden Bauteile (ein paar SMD-Dioden) sind schnell ersetzt. Es wurde aber auch V112 ausgebaut. Der Bezeichner ist passend (da hatte wohl jemand den richtigen Humor), dabei handelt es sich um eine eher rustikale 28V Zener-Diode (BZY93/C30R) im 24V-Zweig. Das ist die letzte Rettungsebene. Wenn die Spannung zu sehr steigt, schließt sie das Netzteil kurz und erzwingt so ein Abschalten, um das Gerät zu retten. Sie ist ausgebaut… Ohje.

Im Blockschaltbild sieht man, wie das Netzteil im Grunde arbeitet. Alle Spannungen werden von der Überwachungslogik überprüft und wenn auch nur eine davon nicht rechtzeitig da ist, knipst diese das gesamte Netzteil aus und geht auf „Power-Fail“.

Wenn man die Unterlagen mal hat, wird schnell klar, dass das Netzteil sehr service-freundlich konstruiert ist. Es gibt diverse Jumper, mit denen die Schutzschaltung deaktiviert und der Leistungszweig vom Netzteil getrennt werden können.

Tut man dies, und schaltet das Netzteil ein, so rennt der Controller los und das Netzteil in Betrieb, allerdings nur bis zu den Treiberstufen. Dann kann man bequem alles durchmessen. Dabei ist das Resultat, dass der Treiberzweig komplett in Ordnung ist und auch die Regelung eigentlich ziemlich genau das tut, was sie soll. Also muss der Fehler weiter hinten liegen.

Trocken geprüft, sind die Leistungshalbleiter okay. Nun mal im Betrieb.

Erstes Resultat: Mit einem leisen Klack, verabschieden sich die Leistungs-FETs V12 und V13 ins Halbleiter-Nirvana. Ups. Beim Ersetzen der FETs sehe ich, da war ich vielleicht nicht der Erste. Laut Handbuch müssten da BUZ41A verbaut sein, es sind aber tatsächlich IRF840A eingelötet. Ob das nun ab Werk so war, oder das ein Reparaturversuch gewesen ist, weiß ich leider nicht. Das ist der Nachteil an „verbastelten“ Geräten. Eine Überprüfung der Freilaufdioden ergibt, dass diese auch kaputt sind, ob nun dabei gestorben, oder ob sie die Leistungstransistoren „gerichtet“ haben, ist unbekannt.

Laut Netz soll ein IRF830 (nicht 840) der passende Ersatztyp für den BUZ41A sein, also ersetze ich bei der Aktion beide Transistoren durch solche. Damit ist der komplette Leistungszweig einmal mit neuen Halbleitern bestückt.

Leider läuft es immer noch nicht rund. Der Zündkoppler sollte eigentlich ca. 6,5V machen, es kommt aber nur etwas in der Größenordnung von 1V raus. Nach kurzer Suche stellt sich der Treibertransistor V9 als Übeltäter aus, BE-Schluss. Dieser treibt den Leistungs-FET V13.

Auf dem Foto sieht man auch „schön“ die eigentümlichen Veränderungen im Netzteil, warum dieser Draht da eingelötet wurde (und die PCB dafür so unschön verkratzt) ist mir bis heute unklar.

Außerdem unterwegs noch V11 gefunden, oder zumindest die Hälfte. Ich will sie zum Testen auslöten, da kommt mir bereits eine halbe Diode entgegen:

Das ist die Suppressor-Diode, die V9 schützen soll. Es ist in diesem Netzteil wohl von Anfang bis Ende alles einmal „durch“ gegangen.

Nachdem das alles gelöst ist, kommt sogar Strom aus dem Netzteil. Aber so richtig wollen, will es immer noch nicht. Es geht an, die Spannungen kommen für ein paar zehntel Sekunden hoch und dann säuft das Netzteil gleich wieder ab, „Power-Fail“.

Erste Messungen legen den Verdacht nahe, dass das Gerät zu viel Strom zieht, das habe ich auch befürchtet. Die ausgebaute V112 schwirrt mir da immer noch durch den Kopf. Aber wirklich sicher bin ich mir zu dem Zeitpunkt auch nicht. Schließlich belaste ich ein sicher defektes Netzteil mit einem potentiell defekten Gerät. Wer da nun welchen Einfluss hat, ist immer schwer zu sagen, ich kann ja nicht in einem „eingeschwungenen Zustand“ gemütlich vor mich hin messen, sondern habe ein Gerät, dass vielleicht eine knappe halbe Sekunde zuckt und dann wieder aus geht.

Das ist der Punkt, an dem ich erst mal die Klamotten in die Ecke werfe und es gut sein lasse.

Zweiter Akt: Das Netzteil

Das Drama zieht sich bis dahin bereits etwa ein halbes Jahr hin. Nach knapp einem Jahr Pause, Anfang 2014, hat mich der CMTA dann wieder gejuckt. Das Netzteil lief ja immer noch nicht richtig. Hier muss also systematisch nochmal alles hinterfragt werden.

Um derartige Experimente nicht am Gerät selbst durchzuführen, muss eine Dummy-Load her. R&S gibt im Manual Werte an, um eine eben Solche zu bauen. Einmal „minimale Last“ und einmal „maximale Last“ für die abschließende Kontrolle. Meine sieht so aus:

Oben maximale Last, unten minimal, links ein Schalter für Stand-by

Ja, es nicht so schön wie der Prüfstand, den Marc (http://www.bymm.de/) sich gebaut hat. Sogar fast zeitgleich, wie ich später aus seinem Bericht zum FSEM erfahre. Aber immerhin ähnlich erfolgreich, wie sich letzten Endes herausstellt.

An jeder LED kann man sehen, ob die entsprechende Spannung da ist oder nicht.

Dabei kommt nach einigem Suchen heraus:

Die von mir bestellte und eingebaute V112 ist keine BZY93/C30R, sondern eine BZY93/C30. Das R bedeutet, dass die Polarität umgedreht ist. Ich habe also das Netzteil die ganze Zeit unwissentlich kurzgeschlossen. Nach Überprüfung ist klar: Ich habe eine C30R bestellt, aber eine C30 bekommen. Ein Jahr später muss ich da aber nicht mehr reklamieren. So ein Mist!

Immerhin heißt das, dass nicht zwangsläufig ein Kurzschluss im Gerät vorliegen muss.

Pause: Ich ziehe um

Ich wollte den CMTA eigentlich vor dem Umzug (Mitte 2014) fertig bekommen, aber das hat leider nicht geklappt. Also baue ich das defekte Gerät vollständig zusammen und verpacke ihn. Unnötige Arbeit.

Dritter Akt: Das Netzteil

Mit einer nun „richtig gepolten“ C30R, springt das Netzteil an, ein Erfolg!

Der CMTA gibt Lebenszeichen von sich, bootet aber nicht durch, kein Erfolg!

Auch verhält es sich nach wie vor komisch:

Einschalten, „Power-Fail“, ausschalten.

Einschalten, „Power-Fail“, ausschalten.

Einschalten, „Power-Fail“, ausschalten.

Einschalten, Netzteil springt an!

Das ist der Punkt, an dem ich endgültig die Nase voll habe, mittlerweile ist es 2015. Ich habe keine Ahnung, warum das Netzteil manchmal startet, manchmal nicht. Es kann sein, dass es irgendwas mit den „Verbastelungen“ zu tun hat: Es wurde an diversen Stellen in der Schutz- und Regelelektronik geprüft, gelötet, gearbeitet.

Wenn das Netzteil anspringt, bootet der CMTA, wie gesagt, immer noch nicht:

Der Lüfter läuft an, es leuchten diverse LEDs und die Display-Beleuchtung auf, sogar der Monitor zeigt etwas an (Testbild – wird vermutlich angezeigt, solange der Video-Controller nicht angesprochen wird). Aber weiter kommt das Gerät nicht.

Zwischenspiel: Der Organspender

Kurz nachdem ich die Lust am Netzteil verloren habe, hat Helmut Singer in Aachen einen CMT52 als „ungeprüft ab Stapel“ im Angebot. Dort schlage ich zu: Ein neues Netzteil und, sollte etwas an meinem Gerät defekt sein, ein Organspender.

Kurze Zeit später trudelt das Gerät bei mir ein. Zusammen mit einer herben Enttäuschung: Obwohl die Geräte Geschwister sind, ist das Netzteil-Modul unterschiedlich. So ein Mist. Der CMT wandert in’s Regal und ich komme nicht weiter.

Ja, richtig, ich habe aufgegeben.

Leise rieselt der Staub auf dieses Projekt. Ich habe endgültig die Lust am CMTA verloren. Massenhaft Bauteile, viel Zeit, Recherche und dann noch ein nutzloser Organspender waren irgendwann zu viel. Das Gerät wandert zu seinem kleinen Bruder in die Ecke. Bis dann, eines Tages Ende März 2018…

Vierter Akt: Das neue Netzteil

…ich bei eBay zufällig ein Netzteil erblicke. Hoffnung keimt auf, mit einem nachweislich funktionierenden Netzteil-Modul, ist zumindest diese Variable aus dem Weg. 3-2-1-Meins, stecke ich wieder einmal Geld in dieses Projekt.

Das neue Modul ist da, und der CMTA bootet damit… natürlich nicht, was denkt ihr denn? ?

Damit ist auch das Interesse an diesem Gerät wieder da. Aber 2018 ist ein „messtechnisch arbeitsreiches“ Jahr bei mir. Viele neue Geräte halten Einzug, unter anderem ein komplettes HP 8510C 40 GHz VNA-System. Die sind natürlich auch alle mehr oder weniger defekt und benötigen erst einmal etwas Zuneigung. So bleibt der CMTA in seiner Ecke neben der Werkbank stehen, die er nun seit dem Umzug 2014 bewohnt.

Bis ich dann das erste Mal beim Funkmessplatz in Kassel (https://funkmessplatz.info/) aushelfe, April 2019. Da noch als „Praktikant“ ohne eigenen Messplatz. Es wird aber klar: Ein weiterer, richtiger Messplatz ist sinnvoll, um den Ansturm zu bewältigen und ich darf beim Messplatz-Team mitspielen. Nun richtet sich mein Augenmerk wieder auf den CMTA.

Fünfter Akt (Finale): Das CPU-Board

Etwas besorgt bin ich ja schon, ihr erinnert euch an V112, als ich den Messplatz Mitte April 2019 wieder auf den Tisch hieve. Was ich bis jetzt weiß:

Das neue Netzteil funktioniert.

Der CMTA startet, das Scope zeigt ein Testbild, aber er bootet nicht.

Also deutet alles auf einen Fehler in der CPU-Baugruppe oder ihrer Peripherie hin. Sonst würde das Gerät ja zumindest irgendetwas tun und sich beim Selbsttest aufhängen. Es tut aber gar nichts.

Ich habe keinen Extender für die Karten des Gerätes, aber das CPU-Board ist zum Glück das Hinterste. Baut man das Netzteil aus, hat man Zugang. Dafür hatte ich mir schon vor einiger Zeit entsprechende Kabel aus PC-Stromkabeln hergestellt. R&S nutzt die gleichen Molex-Stecker. Dass ich mir damit selbst ein dickes Ei gelegt habe, weiß ich zu dem Zeitpunkt noch nicht.

Und ich dachte, es sei eine gute Idee

Die erste Maßnahme war das Sichern der EPROMs. Anhand der Prüfnummern gab es zumindest hier Entwarnung: Alle EPROMs haben noch den korrekten Speicherinhalt. Das entspannt ungemein, schließlich bedeutet das auch, dass zumindest nicht alles durch eine Spannungsspitze des Netzteils „gegrillt“ worden sein kann. Die 5V_D werden ohne weitere Regulierung direkt vom Netzteil-Modul geliefert, die EPROMs hätten also jede Überspannung sofort abbekommen. Es kann also nicht alles tot sein.

Leider habe ich immer noch keine Service-Unterlagen zum CMTA 84. Selbst Fabian Filbert (ex. Rainer-Förtig) hat keine, nur für den CMTA 52/54.(*)

(*) Im Nachgang habe ich gesehen, dass sogar die zu meinem Gerät zugehörigen Originalunterlagen zwar auf dem Ordner CMTA 84 stehen haben, aber im Inneren auch “nur“ CMTA 52/54 sind. Mit Ausnahme des extra Ordners für die CR-Simulationen: Das ist der Unterschied zwischen einem 54 und einem 84 – Wer also sein C-Netz (oder die internationalen Konkurrenzstandards der pre-GSM-Ära) durchmessen will, braucht einen CMTA 84.

Jetzt kommt mir aber doch der defekte CMT52 zugute: Ich ziehe die CPU-Karte raus und halte beide Karten nebeneinander. Trotz unterschiedlicher Nummer, sind sie hardware-mäßig 1:1 identisch. Unterlagen vom CMT habe ich, das müsste also hier gut passen. Glück gehabt. Und ich kann ihn also doch als Teilespender nutzen.

Links CMT, rechts CMTA

Erste Überprüfung an der CPU: Spannung ist überall da, der Clock-Generator erzeugt eine 5 MHz Clock aus dem 10 MHz Referenz-Signal. Das ist übrigens wichtig zu wissen, wenn man die CPU-Karte testen will: Die Clock wird aus dem 10 MHz OCXO generiert und der sitzt in einer anderen Baugruppe. Die CPU hat keinen eigenen Taktoszillator! Ist das entsprechende SMB-Kabel nicht aufgesteckt, macht die Baugruppe nichts.

Was nicht geht: Kommunikation. Der Bus-Treiber für die Fronteinheit mit Tastatur und Display bekommt kein Chip-Select. Es ist also nicht verwunderlich, dass dort nichts angezeigt wird. Seltsam: Manchmal geht die Beleuchtung der Displays an, manchmal nicht. Manchmal leuchten alle LEDs, manchmal nicht. Sehr komisch.

Hier rächt sich mein Verlängerungskabel. Zwei der Leitungen haben statt 0,2 Ohm über 1 Ohm Serienwiderstand. Und statt der +5V (Analog), +15V aus dem Netzteil, kommen dann nur noch 3V und 11V auf dem Mainboard an. Ab in den Müll damit, so bringt man sich selbst auf’s Glatteis. Nachdem das Verlängerungskabel entfernt ist, ist die Frontplatte (wie zu erwarten) reproduzierbar leer, nichts leuchtet.

Intern passiert aber einiges auf der Karte. Ich habe mir nicht die Mühe gemacht, Datenströme zu analysieren. Ich habe immer nur geprüft, ob auf einem Bus „Party“ ist oder nicht. Diese Info ist für mich zunächst ausreichend.

„Party“ ist auf den Adress- und Datenleitungen. Kein Interrupt klebt hoch. Power-Fail und Reset tun das, was sie sollen.

Aber von den EPROMs werden nur zwei, D12 und D13, angesprochen. Der Rest bekommt kein CS. Das ist sehr eigentümlich. Ich vermute hier, dass die 1:4 DEMUXe (D7 und D14) defekt sein könnten. Diese de-multiplexen das Signal der CPU in die Chip-Selects der EPROMs und der RAM-Chips. Ich habe jetzt zwei Alternativen: Mit einem Logic-Analyzer zu prüfen, ob der DEMUX nur so angesprochen wird, dass nur zwei der sechs EPROMs CS bekommen… oder ihn einfach stumpf auszutauschen. Ich entscheide mich für Letzteres und pflanze D7 aus dem CMT beim CMTA ein. Keine Änderung. Da ich aus Gewohnheit ICs, die ich tausche, immer in Sockel stecke, kommt das Original wieder zurück.

In eine weitere Sackgasse stolpere ich bei der Read/Write-Enable-Logik. Hier verhält sich ein NOR-Gatter nicht wie Eines (D41 III). Natürlich erst nachdem ich es ausgetauscht hatte, bemerke ich, dass dort ein Fehler im Schaltplan vorliegt. Ein 74LS32 ist ein OR-Gatter, es ist aber als NOR-Gatter eingezeichnet. Also kommt auch hier der Original-Chip wieder zurück auf’s Board.

Fehler im Schaltplan

Also nochmal ein Schritt zurück, es gibt im Manual eine „Trouble-Shooting“-Anleitung, die gehe ich ein weiters Mal durch, vielleicht habe ich ja was übersehen (habe ich…. ?):

+5V und V_BU? Check.

Clock? Check.

X20, X21, X27 (das sind interne Jumper) verbunden? Check.

Power-Fail Ok? V_BU, CSRB, RESET? Che… Moment! Was ist CSRB?

CSRB ist ein Signal, dass die RAM-Chips, um die Lithium-Batterie zu schonen, in Tiefschlaf versetzt bzw. sie aufweckt, wenn das Gerät eingeschaltet wird. Dieses Signal hatte ich völlig übersehen und auch beim ersten Durchgehen der Checkliste nicht bemerkt.

Und tatsächlich CSRB bleibt low.

Das Signal wird aus einem RS-Flip-Flop aus zwei NAND-Gattern (D48) erzeugt. Der eine Eingang ist über einen Pullup-Widerstand auf 5V gezogen. Ein kleines DIP-Relais (K1) soll den !S Eingang auf GND ziehen und damit wird das Signal high am Flipflop. Es gibt aber keinen Pulldown, also kippt das Flip-Flop auch nicht.

Das Relais wird über D43 angesteuert. Dieselbe Schaltung regelt auch das Umschalten von V_Bat auf V_BU für das RAM und das funktioniert. Also das Relais ausgebaut und etwas ungläubig geprüft, schließlich ist das ein Board voller empfindlicher Bauteile und dann soll es ein ganz profanes Relais sein, was ja auch nur einen Schaltzyklus pro Ein/Aus-Schalten sieht, also nicht gerade belastet ist?

Aber ja: Der GND-Pull !R des Flipflops wird weg geschaltet (Pin 1 an K1). Pin 14 wird aber nicht auf GND gezogen, das Relais schaltet also nicht vollständig „durch“. Also K1 aus dem CMT gerupft, kurz getestet (geht!) und rein in den CMTA.

Der Übeltäter?

Immer noch skeptisch (das soll’s jetzt sein? Unmöglich!) schalte ich den CMTA ein. Alle LEDs der Frontplatte leuchten auf, die Eichleitung spielt ein kurzes Schlagzeugsolo und nach wenigen Sekunden erscheint „Selftest“ und dann „CMTA OK“ im Display. YEAAAAAHHHHHHHHHH!

Erfolg! 🙂

Abspann

Nach dem erfolgreichen Selbsttest begrüßt mich der CMTA aber mit „CAL D1 D30“. Ohje, doch etwas kaputt im Analogteil?

Ein kurzer Blick in das Betriebshandbuch verrät aber, dass das einfache Kalibrier-Routinen des Gerätes sind.

D1 ist der Nullabgleich des Power-Meters. Einfach nichts an die Eingangsbuchse anschließen, „D 1 SEPC“ eingeben und drei Sekunden warten, weg ist die Meldung.

D30 ist der Offset-Ausgleich des RMS-Voltmeters. Hierzu soll eine möglichst genaue Spannung von 40 mV (R&S empfiehlt +-0.1%) mit 800 Hz in die „AF Voltmeter“-Buchse eingespeist werden und anschließend „D 30 SPEC“, nach 5 Sekunden ist auch diese Meldung verschwunden.

Das war’s. Fertig. Nach fast sieben Jahren und unendlichem Maße an Frustration hat dieses Projekt ein gutes Ende gefunden. Der CMT ist immer noch hier und ich überlege mir, was ich damit mache. Außer ganz weniger (leicht beschaffbarer) Komponenten fehlen ihm ja keine Teile. Er ist eben auch defekt. Als Teilespender bleibt er in jedem Fall erst mal erhalten. Genauso, wie das originale, „verbastelte“ Netzteil.

Was lernen wir? Hartnäckigkeit kann sich auszahlen.

Prost!

Der Kurzfilm nach dem Abspann

Beim Testen fiel mir auf, dass der RF Spectrum-Analyzer stocktaub ist. Großer Schreck!

Laut Blockschaltbild kann aber nicht der Mischer kaputt sein, es ist für alles der Gleiche. Dann wäre das Gerät immer taub und unbrauchbar. Lediglich eine andere Eichleitung wird benutzt, die 0/10/20/30dB Eichleitung statt des VGA, der für alle anderen Messfunktionen genutzt wird. Dort waren zwei Kabel vertauscht, das Eingangssignal ging in’s Nirwana. Nachdem es richtig angeschlossen wurde, geht das jetzt auch. Puh!

Ein kompletter Abgleich steht jetzt an, dieser wird in einem weiteren Beitrag beschrieben.

Jetzt aber endgültig Prost!

Stilllegen eines Racal-Dana 2101 Microwave Counter

Letztes Jahr habe ich mir einen neuen Zähler gegönnt. Der war schon länger auf der Wunschliste. Es ist ein 2101 der Firma Racal-Dana, die ja für Frequenzzähler durchaus bekannt ist. Durch ein großes Glück bekam ich einen mit der Option 04E, das ist der “Ultra Stability” OCXO, der stabilste Referenzoszillator für den 2101. Für einen Zähler, der bis über 20 GHz messen kann, ist das sehr wünschenswert.

Um die hohe Stabilität zu nutzen, sollte der Ofen natürlich dauerhaft laufen. Intelligenter Weise hat Racal dem Gerät einen harten Netzschalter und eine Standby-Taste verpasst. Das finde ich sehr löblich. Bei vielen Geräten ist der vermeintlich harte Netzschalter auch nur eine Standby-Taste, für die man etwas mehr Muskelkraft benötigt. Ein echtes Abschalten ist entweder gar nicht vorgesehen, oder der Schalter ist unpraktisch auf der Rückseite angebracht.

Leider haben sie dem Gerät einen Lüfter der Sorte “übler Nervzwerg” verpasst und natürlich wird dieser nicht im Standby abgeschaltet!

Der Lüfter ist vorne auf der linken Seite des Gerätes

Selbstverständlich führte das dazu, dass der Zähler ein paar Tage im Standby war und mich dann so genervt hat, dass ich ihn komplett abgeschaltet habe. Das ist ja nun nicht im Sinne der Erfinders. So rächt sich dann auch der OCXO, denn ein TCXO ist zwar bei Weitem nicht so stabil, aber dafür sofort auf der Sollfrequenz. Ein Ofen muss natürlich erst mal warm werden. Racal-Dana gibt für den 04E-OCXO fünf Stunden Anheizzeit an! Das ist schon sehr unpraktisch, also habe ich mir ein kleinen Umbau überlegt, um die Kiste zum Schweigen zu bringen.

Achtung: Dies ist natürlich kein autorisierter Umbau! Eventuelle Einflüsse auf Messgenauigkeit und Betriebssicherheit muss jeder für sich und sein Gerät abwägen.

Das Ganze ist jetzt kein technisch hoch anspruchsvoller Bericht. Es dient eher der Dokumentation, dass es (zumindest bei meinem Gerät) problemlos möglich ist, den Lüfter still zu legen.

Ausgangssituation

Zunächst habe ich mir den Luftstrom angesehen. Dabei fällt auf, dass der Strom am Ofenquarz minimal ist. Ist ja auch sinnvoll. Die Luft strömt an der Eingangssektion vorbei in das Gerät und tritt an den Spannungsreglern wieder aus. Sonst ist das Gehäuse komplett geschlossen.

Luftstrom durch den Zähler

Wenn man den Lüfter nun im Standby stilllegt, ist der kritische Punkt der Netzteilbereich mit den Spannungsreglern. Diese sind an ein Kühlblech an der Gehäuseseite geschraubt. Etwa da, wo der blaue Pfeil das Gehäuse verlässt. Ich habe den Zähler daher ohne Lüfter etwas stehen lassen und die Temperatur kontrolliert. Im Betrieb werden sie merklich warm, aber im Standby nicht einmal “handwarm”. Das ist beruhigend.

Umbau

Baut man den Lüfter aus, sieht man die zwei Lötpfosten 7 und 8, an denen der Lüfter mit Strom versorgt wird.

Lüfter demontiert

Davon habe ich einen abgelötet und einen IRF530N eingebaut. Der FET war gerade greifbar und ist hinreichend überdimensioniert. 😉 Den FET habe ich dann an das Gehäuse geschraubt. Er sitzt jetzt direkt vor dem Lüfter, dort ist er gut aufgeräumt und fliegt nicht lose irgendwo rum.

FET an endgültiger Position

Nach kurzer Suche habe ich eine Spannung gefunden, die im Standby abgeschaltet wird. Hier habe ich über einen 12k Widerstand direkt an einen Elko (C46) “angezapft”.

O’zapft is!

Und fertig ist es schon. Funktioniert wunderbar. Im Standby herrscht herrliche Ruhe. Dieser Umbau ist jetzt einige Wochen her und der Zähler läuft seitdem. Bedenkliche Erwärmung oder Ähnliches konnte nicht beobachtet werden. Das Gehäuse erwärmt sich gerade so fühlbar an der Stelle, an der die Regler sitzen und beim OCXO. Aber auch dort entsteht kein derartiger Wärmestau, dass ich einen “Temperaturschock” für den Oszillator erwarte, wenn der Lüfter anspringt.

Bei der Gelegenheit sollte man gleich dieses Schaffner FN370-2 Filter tauschen, wenn es einem noch nicht hochgegangen ist. Als ich meinen bekommen habe, war schon ein Neues drin. Braune Flecken am Gehäuse verrieten auch wieso. 🙂

Viel Spaß beim Basteln, 73

Reinigung und Pflege von HF-Steckverbindern

Da ich gerade ein neues, altes Cal-Kit für den (ebenfalls neuen, alten) VNA bekommen habe, kam das Thema Reinigung, Pflege und Wartung von hochwertigen HF-Steckverbindern auf meine Tagesordnung. Speziell bei höheren Frequenzen kann eine solide Dreckschicht das Messergebnis schon signifikant beeinflussen. Insbesondere bei empfindlichen Messungen, wie der Reflektion eines recht guten Abschlusswiderstandes, kann der Einfluss gut sichtbar sein.

 

 

 

 

 

 

HF-Stecker haben die Eigenschaft mit der Zeit so eine schwarze Dreckschicht anzusetzen. Woher die genau kommt, ist mir unbekannt, es ist aber irgendwie immer diese schwarze Pampe. Vermutlich ist es Staub, Metallabrieb und Hautfett. Wohl auch ein Grund warum an nicht wenigen Vektor-Netzwerkanalysatoren Handschuhpflicht herrscht.

 

Als Grundlage dieses Artikles kann man die (uralte) Application-Note 326 von HP sehen. Dort gibt es ausführliche Beschreibungen zu einzelnen Steckertypen. Als bestes Reinigungsmittel wird flüssiges Freon (FCKW) empfohlen, damit bewirbt man sich aber nicht gerade als Umweltengel. 🙂

Alternativ wird Isopropanol genannt. Das ist auch meine Wahl: Leicht zu bekommen (auch hochrein), nicht giftig und auch zu Hause händelbar.

Anritsu, der Hersteller meines Cal-Kits, empfiehlt “Denatured Alcohol”, also Brennspiritus. Diese Wahl finde ich persönlich etwas seltsam, denn a) ist Brennspiritus meines Wissens nach etwas aggressiver als Isopropanol und b) enthält er irgendwelche Additive zur Vergällung, die dann auf den Kontaktflächen verbleiben oder chemisch reagieren. Ich habe mal gelesen, dass diese Additive auch korrosiv wirken können, weshalb Brennspiritus generell nicht für die Reinigung von Elektronik empfohlen sei. An anderer Stelle stand, dass teilweise Aceton mit drin ist, und das will ich nun wirklich nicht an meinen Bauteilen haben. Aceton greift viele Kunststoffe in sehr kurzer Zeit an und die Halterungen der Innenleiter von Steckverbindern mit Luftdielektrikum sind soweit ich weiß nicht aus Teflon. Hier bin ich aber gerne auch für Korrekturen zu haben, vielleicht mache ich ja mit Isopropanol auch alles falsch und riskiere Schäden an Geräten und Bauteilen?!

Hier sieht man einen 3,5 mm Testport meines VNA

In 3,5 mm-GND-Kontaktfläche hat sich dieser dunkle Dreck abgesetzt, dies gilt es zu Reinigen.

Nach einer vorsichtigen Reinigung sieht die Kontaktfläche dann so aus:

Man sieht gut, dass der Dreck recht gut ab gegangen ist und nun das Metall wieder frei liegt.

Nur wie wird sowas gemacht? HP empfiehlt spezielle Tücher und Wattestäbchen, die man bei Ihnen kaufen konnte. Die Dinger gibt es bestimmt auch heute noch bei Keysight, nur für den Heimbastler zu wohl eher wenig attraktiven Preisen. Wattestäbchen hat aber auch hierzulande jeder zu Hause und die Dinger sind netterweise gegen erstaunlich viele Lösemittel resistent. Also eigentlich gut geeignet, aber:

So wird das nichts 🙂

Ich behelfe mir mit einem kleinen Trick, ein Wattestäbchen, ein Zahnstocher und etwas(!) Isopropanol.

Von dem Wattestäbchen wird mit den Fingern ein bisschen was abgezupft.

Hier sollte man Handschuhe tragen, um die Watte nicht beim Hantieren mit Hautfett zu verunreinigen.

Die abgezupfte Watte kann man dann, wie Spagetti mit der Gabel, auf die Spitze des Zahnstochers aufwickeln, zwischen den Fingern etwas drehen zum Verfestigen, und schon hat man sich ein Mini-Wattestäbchen gebaut:

(Zweihändig geht’s besser 🙂 )

Ein ganz kleiner Dip ins Isopropanol, die Watte soll nur feucht sein. Ich habe mir mal so eine Pumpflasche gekauft, die ist für sowas wirklich praktisch, in der Kappe bildet sich nach einem Pumphub ein kleiner See in den man das Wattestäbchen eintunken kann. Kann ich absolut empfehlen, die Dinger kosten nicht die Welt.

Mit dem feuchten Wattestäbchen dann vorsichtig kreisend den Stecker reinigen. Aber höllisch aufpassen nicht den Innenleiter zu verbiegen.

Quillt eine Menge Isopropanol aus der Watte, war es zu viel. Das Beste ist, wenn gar kein Reinigungsmittel in den Stecker eindringt. Erstens könnte das Lösemittel irgendwas beschädigen und zweitens wird der Dreck im Zweifel nur in den Stecker rein gespült und bleibt dort für immer. Daher würde ich auch nie irgendwelche Sprays direkt in den Stecker sprühen, da rutscht der Dreck auch nur tiefer ins Innere und verursacht letzten Endes nur noch mehr Ärger.

Ich nehme immer den Stecker in die linke Hand und den Zahnstocher in die Rechte und lasse den Zahnstocher dann zwischen den Fingern kreisen. So kann man sehr schön am Rand entlang fahren und rotiert gleichzeitig die Watte.

Wichtig: Den Zahnstocher sehr vorsichtig und gerade einführen. Niemals schräg in den Stecker rein, dann läuft man Gefahr unabsichtlich den Innenleiter zu verbiegen.

Hier ein Beispiel von der Menge an Dreck, die ich aus einem Satz des Cal-Kits heraus geholt habe. Man sieht, es hat sich gelohnt, da sammelt sich schon einiges an. Die Kontaktflächen sind alle wieder blank. Man sollte dann etwas warten, dass alles Reinigungsmittel sicher rückstandslos verdunstet ist, bevor man die Plastikkappen wieder aufsteckt.

Die Gewinde außen reinige ich immer mit einem Pinsel und etwas Isopropanol, einfach den Dreck heraus bürsten. Wie man sieht, verschwindet der schwarze Dreck auch vollständig und die schöne, vergoldete Oberfläche kommt wieder zum Vorschein.

Bei keinem der beiden Reinigungsvorgänge sollte man irgendwie Kraft aufwenden. Es ist eine Aufgabe, die durchaus etwas Geduld erfordert. Aber wenn man sich den Wert eines einzelnen Bauteils mit 3,5 mm/2,92 mm Steckern vergegenwärtigt (selbst ein einfacher f-f Adapter kostet schnell über 50€!), was sind da schon fünf Minuten mehr oder weniger bei einer Reinigung, die vielleicht einmal im Jahr nötig ist.

Ich hoffe, dass dies für den einen oder anderen hilfreich ist.

Bis dahin beste 73.

 

 

Gasableiter im Tektronix 576

Beim Aufräumen sind mir ein paar Gasableiter untergekommen. Diese kleinen, weißen Pillen, die ganz gerne auch mal in Schaltnetzteilen drin sind. Ich bin beileibe kein Experte auf dem Gebiet, aber ich meine, das ist die gröbere Kelle zum MOV, der wieder die gröbere Kelle zur Schutzdiode (Zener) ist. Daher ist ein Überspannungsschutz immer mehrstufig Gasableiter-MOV-Zener. Im Überspannungsfall zündet erst die Diode, dann der MOV und dann der Gasableiter. Sollte das Unsinn sein, bitte ich um einen Kommentar unten. 🙂

Nun besitze ich ja seit kurzem einen wunderbaren Tektronix 576 Kennlinienschreiber. Dieser ist auch in der Lage ziemlich hohe Spannungen (bis 1500V!) an den Prüfling zu geben und müsste also locker ausreichen einen solchen Gasableiter kontrolliert durchzuzünden. Also rein mit dem Teil in den Tek und vorsichtig Gas geben. Und tatsächlich erkennt man schön die “Kennlinie” des Ableiters.

Einschub: IV-Kennline

Wer noch nie mit einem Kennlinienschreiber zu tun hatte, braucht an dieser Stelle vielleicht ein paar erklärende Worte. Der Kennlinienschreiber gibt die IV-Kennline eines Bauteils wieder, also Strom über Spannung.

Betrachten wir hierzu einmal eine Diode: Eine Diode Leitet wenn sie “vorwärts” mit Strom versorgt wird und sperrt wenn sie “rückwärts” mit Strom versorgt wird. Auf dem Kennlinienschreiber sieht das dann so aus:

Die X-Achse ist die Versorgungsspannung, die Y-Achse ist der Strom. Im Beispiel ist 0V in der Mitte des Monitors.

Anhand der Einstellungen sehen wir, die Versorgungspannung der Diode steigt mit jedem Skalenteiler von links nach rechts um 500 mV. Jeder Skalenteiler in Y-Richtung entspricht einem Strom von 5 mA.

Man sieht hier also von -2,5 V bis etwa 0,25 V passiert nichts, es fließt kein Strom. Ab 0,25 V (also kurz nach der Mitte) aber steigt der Strom sehr schnell an, die typische Diodenkennlinie entsteht. In dem Fall von einer Germaniumdiode.

–Einschub Ende— 🙂

 

Zurück zu unserem Ableiterchen:

Bis zur Zündspannung sehen wir keinerlei Stromzunahme. Hier ist die Spannung am EUT bereits auf 200V aufgedreht. Nach Datenblatt soll der Ableiter bei etwa 230V durch zünden.

Und tatsächlich, bei ziemlich genau 230V zündet der Ableiter und fällt auf eine Brennspannung des Lichtbogens von ca. 75V herunter. Die steile vertikale Line zeigt an, dass der Spannungsfall am Gasableier unabhängig vom Strom ist (Impedanz im Arbeitspunkt nahe Null). Das ist auch sinnvoll. Denn das heißt unabhängig von der Energiemenge, die in mein Gerät rein kommt, muss ich es (oder die weiteren Schutzstufen) nur so designen, dass es dauerhaft nur die 75V Brennspannung ab kann. Ob da nun 10 mA oder 1A durch den Gasableiter fließt, ist mir egal (okay, irgendwann geht der natürlich auch kaputt).

Wenn man der Sache ein bisschen mehr Bumms verpasst, kann man den Überschlag auch schön im Keramikgehäuse leuchten sehen und anhand der organgenen Färbung jetzt über das Gasgemisch rätseln.

Das Foto ist etwas hässlich, da durch die geschlossene Schutzabdeckung des Tek gemacht.

Ich war mir nicht 100% sicher, ob es den Gasableiter nicht doch irgendwann zerlegt und das wollte ich im Zweifel nicht abbekommen 🙂

Und natürlich ist da auch Strom drin. Mit einem Kennlinenschreiber wie dem 576 kann man sehr einfach lebensgefährliche Spannungen und Ströme erzeugen. Ein solches Gerät sollte immer mit Umsicht genutzt werden.

 

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Reparatur eines HP 11096B

Heute hab ich einen Messkopf repariert, der seit fast 10 Jahren unbeachtet bei mir rum fliegt. Hatte ich damals mit einem Rudel von 10 Tek-Tastköpfen für’s Oszi im Paket mitgekauft und dann seitdem äußerst erfolgreich ignoriert.

Es ist ein HP 11096B, ein HF zu DC Gleichrichterkopf für bis zu 30 VRMS (was immerhin etwa 20W sind!).  Der Vorteil dieses Tastkopfes ist, dass man nur einen DC-Wert ablesen muss, der dem Gleichrichtwert des HF-Signals entspricht.

Eine Vergleichsmessung bei 10 MHz zw. dem HP 3400A und dem Testkopf zeigt, dass das Ding wirklich gar nicht mal so übel ist. Das DMM ist an der Stelle mit 6,5 Stellen natürlich völlig Übertrieben, 3 Stellen reichen locker aus. Das ist auch der Charme an dem Tastkopf, man kann selbst mit dem billigsten Voltmeter HF-Leistung messen… Sofern es eine hohe Eingangsimpedanz hat natürlich.

Laut Spezifikation soll der bis über 500 MHz gehen, ist also ein nettes Teil um auch in UKW-Geräten schnell mal die Treiber-Leistung o.ä. zu prüfen. Quasi als einfacheres Gegenstück zum R&S URV5-Z7.

Wenn ihr so einen auf dem Flohmarkt für’n Euro oder zwei sehen solltet, ist vielleicht eine Überlegung wert.

Spezifikation

Messbereich: 0,25V bis 30V (ca. 0 dBm bis +42 dBm), 200 VDC Max.

Frequenzverlauf (bei 10 MOhm Last am Tastkopf):

  • +-0.5 dB 100 kHz bis 100 MHz,
  • +- 1,2 dB 100 kHz bis 500 MHz,
  • +- 3dB 10 kHz bis 700 MHz

Unterlagen, wie üblich auch bei Keysight zu finden: https://www.keysight.com/en/pd-11096B%3Aepsg%3Apro-pn-11096B/rf-probe

Eine kleine Reparatur war nötig…

Er hatte keine Spitze mehr, daher hab ich auf der Drehmaschine eine neue gefertigt. 1 mm Draht angespitzt am Schleifbock und aus Halbzeug (POM? Ich sollte mein Material beschriften… 🙂 ) eine Hülse gemacht: 2,5 mm Außendurchmesser und ein 1mm Loch, 3,5 bis 4 mm Länge. Da ich keine Körnerspitze oder ähnliches genutzt habe, ist es ein kleiner Kegel geworden. 2,55 mm ganz hinten und 2,47 mm direkt am “Mutter-Material”. Da ich die Hülse in den Messkopf hinein schieben will, ist das gar nicht mal so schlecht.

Der Tastkopf hat im inneren eine Spitze auf die die tatsächliche Spitze aufgesteckt wird. Als Adapter habe ich den Metalleinsatz eines Pfostensteckers genommen. Nachdem das ganze zusammen geschraubt war, hat die POM-Hülse die neue Tastspitze schön mittig zentriert und gegen das Gehäuse gestützt. So bekommt die Platine im Inneren nicht alles ab. Im Original war da wohl ein richtiger Metalleinsatz drin. Den habe ich nicht, so geht das bestimmt auch.

 

 

Schraubenrätsel – alt aber immer noch gut

Der Geburtstag meiner Frau stand wieder vor der Tür und wenn man schon den halben Keller mit Maschinen vollstellt, muss man ja irgendwie auch mal das Hobby etwas beliebter machen (speziell, wenn man eine Erweiterung plant 🙂 ).

Durch Zufall habe ich mir bei Youtube ein Video zum Thema Gewinde schneiden angesehen (Klick!). Der User “This old tony” stellt im Rahmen dieses Videos ein kleines Rätsel der unmöglichen Mutter her. Gelernte Metalheads werden jetzt mit den Augen rollen, “ach das…”.

Für denjenigen der es noch nicht kennt, ist es vielleicht auch eine interessante Kleinigkeit zum Verschenken. Ich hatte es vorher noch nie gesehen und fand’s witzig, also habe ich mich unter einem Vorwand kurz vor dem großen Tag ein paar Stunden in den Keller verkrochen.

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