Archiv für den Monat: Juni 2019

Defekter 2,92 mm (K) Steckverbinder, was nu?

Do not try this at home 🙂

Richtige HF-Steckverbinder, also alles ab 3,5 mm, sind ja so ‘ne Klasse für sich. Man braucht sie nun mal, aber die meisten Menschen sind froh, wenn sie nichts damit zu tun haben müssen. Während man bei N oder gar PL schon “voll Gorilla” an den Stecker ran gehen muss, um irgendwas kaputt zu machen, reicht bei denen schon eine Kleinigkeit aus und alles ist im Eimer. Und genau davon handelt dieser Beitrag.

Ich habe gebraucht zwei Inmet 6 dB Dämpfungsglieder gekauft. Leider kam die Enttäuschung direkt nach Erhalt des Umschlags: Eines der Beiden war beschädigt (= im Eimer):

Der Verkäufer hielt die Präzisionsstecker für SMA und hat, nehme ich mal an, diese auch mit SMA-Kabeln getestet. Ein schönes Beispiel, wieso niemals SMA-Stecker in 2,92 mm Stecker rein gehören! Wahrscheinlich war der Pin des Test-Kabels etwas länger und hat die Kontaktfedern verbogen bzw. abgebrochen. So ein Mist! Die Rückabwicklung mit dem sichtlich zerknirschten Händler war kein Thema, aber nun hatte ich einen defekten Abschwächer, was also tun?

Das was man nie tun darf, oder soll: Am Stecker rum biegen! Zunächst aber eine Bestandsaufnahme. Transmission am VNA von 2-40 GHz, klar zu erkennen zwei ziemlich üble Resonanzen bei ~15 GHz und über 30 GHz. Die über 30 ist ja nicht so wild, aber 15 ist schon sehr ärgerlich, zumal so eine Resonanz durch Fehlanpassung, je nach Kabellänge, gerne auch nochmal etwas wandern kann.

Der augenscheinlich unbeschädigte Abschwächer sieht da erheblich besser aus. Der darf so in die Adapterbox.

Nachdem nun klar ist, dass der defekte Abschwächer so für nix mehr zu gebrauchen ist, habe ich vorsichtig mit einem Zahnarzt-Werkzeug die verbogenen Kontaktfedern ganz langsam zurück gebogen, hier ist Fingerspitzen-Gefühl gefragt.

Und tatsächlich, zumindest die Resonanz bei 12 GHz konnte ich reproduzierbar weg bekommen. Die Anpassung (leider nicht fotografiert 🙁 ) war auch wieder im Rahmen. Bei 30 GHz ist der Pegel bereits etwas abgefallen. Der Messaufbau war wie abgebildet: Port-Kabel -> 2,92 mm m-f-Adapter (“connctor-safer”) -> EUT -> f-f-Adapter -> Port-Kabel.

Klar ist: Das ist Pfusch allererster Güte! Sowas macht man nicht!

Klar ist aber auch: Zumindest bis 26,5 GHz müsste man den Abschwächer so wieder gut einsetzen können. Ich werde wohl einen “connector-safer” mit etwas Loctite an den Abschwächer dran machen, dann ist die kritische Verbindung fest und mit fixem Drehmoment angezogen. Für Hobby-Niveau also durchaus nicht verloren. Letzten Endes war es aber eher ein Experiment, so richtig vertrauen mag ich dem Abschwächer immer noch nicht.

Tipptopptipp: Poor man’s DRO

Hier ein kleiner, aber hilfreicher Tipp: Benutzung einer Messuhr an der Drehbank um gleich große Teile zu bekommen.

Ich hab mir das von Adam Booth (abom79 auf Youtube) abgeschaut und es haben schon einige gesagt: “Oh, tolle Idee, kannte ich noch nicht.” Daher schreibe ich das hier kurz mal nieder, obwohl es eigentlich super-einfach ist. Das ganze hat den weiteren Vorteil, dass man eine Messuhr auch an einer kleinen Drehmaschiene, wie meiner PM190 untergebracht bekommt. Ich wüsste nicht, wie ich eine richtige Messeinrichtung an dem kleinen Bleistiftspitzer überhaupt sinnvoll anbringen sollte.

Ich habe mir dafür eine billige Digitalmessuhr aus Fernost gekauft (10€). Meine hat 25 mm Hub, das ist für diese Anwendung sehr praktisch. Hinten an das Gehäuse habe ich zwei Neodym-Magnete geklebt, damit kann ich die Messuhr an das Bett meiner Drehmaschine heften.

Wenn ich nun mit dem Werkzeugschlitten gegen die Uhr fahre, kann ich ab da genau ablesen, wie viele mm Verfahrweg ich gemacht habe, eben wie ein DRO. Die Digitaluhr kann ich beliebig nullen, kann also ganz normal relative Abstände messen. So ist es z.B. ein Kinderspiel, wie abgebildet, vier identische Zylinder abzustechen.

PS: Und falls sich jemand auf dem Foto wundert: Ja, die Abstechklinge steht auf dem Kopf! Bei den nicht ganz so stabilen Hobby-Maschinen ist es erheblich weniger nervenaufreibend Material über-kopf abzustechen (bei verhältnismäßig hoher Drehzahl von 500-800 UPM, rückwärtslaufend natürlich). Auf die Art schneidet die Kleine wie ‘ne Große 🙂